August Corrodi (1826–1885)
Ein Vorreiter deutschsprachiger komischer Kinderliteratur
DOI:
https://doi.org/10.21248/gkjf-jb.109Abstract
[English title and abstract below]
Noch bis zur letzten Jahrtausendwende haftete der Schweizer Kinderliteratur das Etikett der Fantasie- und Humorlosigkeit, des einseitig Pädagogischen und Moraldidaktischen an. Dabei trat mit dem Winterthurer August Corrodi schon Mitte des 19. Jahrhunderts ein Schweizer Kinderbuchautor und -illustrator auf den Plan, dessen Werk ein humoristischer Grundton prägt, ja, der sogar einmal als „erster reiner Humorist“ der deutschsprachigen Kinderliteratur bezeichnet wurde (von Greyerz 1921). Der Beitrag untersucht, worin das vielbeschworene „Humoristische“ bei Corrodi denn genau besteht und welche Formen und Funktionen die Komik in seinen Texten annimmt. Zum einen gilt es die Bezüge zu Corrodis großem Vorbild Jean Paul und dessen Humorlehre herauszuarbeiten. Zum andern lassen sich Corrodis Ästhetisierungen des Komischen als dezidierte Emanzipationsschritte weg von einer aufklärerisch belehrenden Erzähltradition lesen. Aufklärerische, aber auch biedermeierliche und romantische Stereotype, denen Corrodi teilweise selbst noch verhaftet ist, werden ironisiert und transformiert. Methodisch wird der Ansatz verfolgt, textimmanente Analysen mit diskurgeschichtlichen Betrachtungen in einen Dialog zu bringen und Erkenntnisgewinne durch unterschiedliche Theoriemodelle zu kombinieren und zu integrieren. Dazu gehört auch eine Auseinandersetzung mit den in der Zeit wirksamen Gattungstraditionen.
August Corrodi (1826–1885)
A Pioneer of Comic Children's Literature in the German-Speaking World
Until the turn of the last millennium, Swiss children’s literature was seen as lacking imagination and humor, as one-sidedly pedagogical and morally didactic. Yet, in the mid-nineteenth century, August Corrodi came onto the scene. Corrodi was a Swiss author and illustrator of children’s books from Winterthur, and his work is characterised by a humorous undertone; von Greyerz (1921) went so far as to identify him as the “first pure humourist” of German-language children’s literature. This article examines the much-invoked ‘humorous’ in Corrodi’s work and the forms and functions of comedy in his texts. It will identify Corrodi’s connection to Jean Paul’s humour theory along with Corrodi’s aesthetic rendering of humour as emancipation from the rationalistic, schoolmasterly narrative tradition. Corrodi ironicises and transforms stereotypes of the Enlightenment, but also those of Biedermeier and the Romantic, even though he was at least partly immersed in them himself. The article aims to bring text-immanent analyses into dialogue with a discourse-historical approach and to combine insights gained through different theoretical models, including an examination of the genre traditions current at the time.
Downloads
Veröffentlicht
Ausgabe
Rubrik
Lizenz
Copyright (c) 2023 Jahrbuch der Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung
Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell 4.0 International.