„[A]ls könnte es sich in Ewigkeit nicht satt lachen“.
Komik und Lachen in Meinrad Lienerts Kindergeschichten
DOI:
https://doi.org/10.21248/gkjf-jb.124Abstract
[English title and abstract below]
Meinrad Lienert (1865–1933) ist heute vor allem noch bekannt für seine Mundartlyrik und seine patriotischen Schweizer Sagen und Heldengeschichten. Der Jugend erzählt (1914), die immer wieder neu aufgelegt wurden. Diese haben den Blick verstellt auf seine inzwischen vergriffenen Kindergeschichten (Das war eine goldene Zeit! [1906]; Das Bergspieglein [1910]), die der intentionalen Kinderliteratur zuzurechnen sind. Voller Schalk und Humor bestechen sie insbesondere durch die kunstvoll-doppelbödige Mimesis kindlicher Dialoge. Gerade dort, wo sie letzte Dinge verhandeln – so etwa im Spiel mit den Totenköpfen im Beinhaus in der Erzählung Zum blauen See –, ist ihnen eine Poetik des Komischen eingeschrieben. Diese Feier des Lachens lässt auch Kritik an der engen katholischen Lebenswelt der damaligen Innerschweiz anklingen.
Die Untersuchung – mit narratologischem Zugang und unter Beizug unterschiedlicher Komik-Theorien sowie mit einem Blick auf Editions- und Rezeptionsgeschichte – zeigt auch, dass die ambigue Adressierung, die zu Brüchen in der Tradierung geführt hat, zur literarischen Eigenheit dieser Kindergeschichten gehört und wesentlich in den Verfahren der Komik wie auch der Verwendung des Motivs des Lachens begründet ist.
„[A]ls könnte es sich in Ewigkeit nicht satt lachen“.
Comedy and laughter in Meinrad Lienert’s Children’s Stories
Meinrad Lienert (1865–1933) is still best known today for his dialect poetry and his patriotic Schweizer Sagen und Heldengeschichten (1914), which have been frequently reprinted. These have obscured the view of his stories (Das war eine goldene Zeit! [1906]; Das Bergspieglein [1910]), now out of print, which can be categorised as having been written specifically for children. Full of mischief and humour, the stories are particularly captivating with their artful and ambiguous mimesis of children’s dialogues. Especially at the points at which they deal with the final things – for example when the children play with skulls in the charnel house in the story „Zum blauen See” – a genuine poetics of humour is evident. This celebration of laughter also echoes criticism of the narrow Catholic world of life in central Switzerland at the time. The article employs a narratological approach and draws on various humour theories in addition to looking at the history of editions and reception of these stories. It shows that the ambiguous form of address, which has led to disruptions in their tradition, is an inseparable part of their literary uniqueness and is essentially rooted in the comic procedures as well as in the use of the motif of laughter.
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